Fastnachts-Hopping 2006

Ja ja, der Winter will dieses Mal gar nicht aufhören...

Reni und Cosmas haben dennoch die Fastnachtstage zu einer "Kleinen Flucht" vor den Narren und Narrhallesen genutzt - in Mainz hält man es zu der Zeit ja kaum aus. Wer mag schon ständig durch Glasscherben und Pfützen Erbrochenes fahren.

Im Gegensatz zum letzten Mal, als wir eine Woche lang den Osten Deutschlands und ein Fitzelchen Tschechien unsicher machten, blies uns der Wind diesmal an nur 4 Tagen in die entgegengesetzte Richtung, also über den Hunsrück zur Mosel und weiter über die Eifel (rauf, runter, rauf, runter, rauf...) an kreisrunden Maaren vorbei bis Luxemburg, wo wir beide noch nie gewesen waren.

Aber der Reihe nach.

Los ging's ähnlich wie bei der üblichen Orient-Runde flach bis Bingen, dann ins Guldental und das bis Rheinböllen hoch, wo es gleich die erste und zum Glück einzige Panne gab. Bei frostigen 1° waren die Finger nach dem Plattenflicken allerdings so klamm, dass wir bis Kastellaun trotz Rückenwind und sonnigem Wetter nicht wieder auftauten. Über Mastershausen ging es nach wildem Rauf und Runter und auf ruhigen Straßen nach Zell an die Mosel runter. In Alf fanden wir unsere Unterkunft für heute, die leider noch ungeheizt war, da der Besitzer der Pension gerade erst von einem 2-monatigen Brasilien-Aufenthalt zurückgekehrt war.

Am nächsten Morgen kamen wir zwar nicht so früh wie geplant los, da der Gastwirt uns erstaunliche Dinge aus seinem Leben erzählte, vor allem von seinen Jugenderfahrungen in einer katholischen Klosterschule...

Es graupelte etwas, doch da es direkt bergauf ging, wurde uns trotzdem schnell warm. Durch Bad Bertrich hindurch (etwas schwierig, den Weg durch die Ortsmitte zu finden, den wir als Radfahrer aber nehmen mussten, während Autos außen herum geleitet wurden) ging's weiter rauf und an den ersten Maaren vorbei. Dass wir uns nun unstrittig in der Eifel befanden, war daran zu erkennen, dass alle Ortschaften tief im Tal lagen, dazwischen aber immer 100-200 Höhenmeter an Hügel lagen. Es war etwas kälter als gestern, der Tiefpunkt war bei -3° erreicht, und wärmer als 1° wurde es heute nicht, was uns der guten Ausrüstung wegen aber nicht viel ausmachte. Nach einer frühen opulenten Fresspause in Manderscheid (ausnahmesweise oben liegend, über einer imposanten Burg) in der "Alten Molkerei" gerieten wir in Kyllburg dann doch mitten rein in die Fastnacht: als wir den steilen Berg im Ort erklommen, versperrte uns plötzlich ein Umzugswagen die Weiterfahrt, der Schwierigkeiten mit der Steigung hatte, und die Massen am Straßenrand freuten sich über die ungewohnten Umzugsteilnehmer. Beinahe hätten wir dadurch auch noch den weiteren Weg verpasst, aber ein paar mißtrauische Ordner lotsten uns zum Glück aus dem Getümmel hinaus und zeigten uns die Richtung nach Malberg, wohin es weiter (natürlich bergauf) ging. Danach wurde die Strecke etwas flacher, an der Prüm entlang erreichten wir gegen 17:30 Uhr Irrel (Tourismus-Slogan: Irrel ist menschlich) am äußersten Zipfel der Südeifel.

Nach den 1730 Höhenmetern auf 116km gönnten wir uns ein zweites reichhaltiges Mahl im Hotel, übernachteten aber wiederum bei interessanten Gastgebern im Privatzimmer.

Der dritte Tag brachte uns direkt an und - nach 2km Schotter durch eine Baustelle - über die Grenze nach Luxemburg. Dann ging es von Echternach direkt hoch durch ein schnuckliges Tal zwischen bizarren Felsformationen hindurch, die sog. Luxemburgische Schweiz. Man tritt nach wenigen km plötzlich auf einer Hochebene ins Freie, nur um nach 2km wieder ein ganz ähnliches Tal, das sog. Müllerthal, herunterzufahren. Und so ging es dann noch eine Weile weiter. Wir verließen das sehr ruhige und dünnbesiedelte Luxemburg allerdings relativ bald wieder, u.a., da wir an keinerlei Bäckereien o.ä. vorbeikamen, und kehrten bei Wormeldange an die stark befahrene Mosel zurück, um in Konz Rast zu machen. Die Sonne kam heraus! Mit wiederum gutem Rückenwind (obwohl wir jetzt umgekehrt wie vor 2 Tagen fuhren!) brausten wir in einem ziemlichen Zickzack ostwärts, da unsere Karte nicht weiter südlich ging und wir nicht wussten, ob es da unten noch einen besseren Weg gäbe. Natürlich ging's jetzt hinter der Mosel auch wieder steil, und zwar wirklich steil, rauf, und das mehrmals, bis wir in Hermeskeil auf über 600m den vorläufigen "Höhepunkt" erreicht hatten. Nun galt es nur noch, in Reichweite eines funktionierenden Bahnhofs zu gelangen, da Reni morgen am nachmittag arbeiten musste. Das war auch nicht weiter schwierig, da es bis Nohfelden im Saarland meist bergab ging.

Die Bilanz waren diesmal 142 km und 1850 Höhenmeter, und wieder hatte uns die Fastnacht eingeholt, denn in unserem Gasthof gab's einen zünftigen "Hausball" mit reger Beteiligung der kleinen Dorfgemeinde, auch wenn der Wirt meinte, früher sei viel mehr los gewesen... Da das Zimmer bei unsrer Ankunft schnucklige 8° warm war, wagten wir uns zum Aufwärmen erst mal ins Getümmel, kehrten aber zeitig ins Bettchen zurück.

Der letzte Tag: über Nacht hatte es massenhaft geschneit. Ich begleitete Reni noch die 4 km zum Bahnhof Neubrücke, weil von dort die schnelleren Regionalexpresse abfuhren (1:20h nach Mainz für etwa 6 Euro, komisch, kaum teurer als Mz-F) und überlegte lange hin und her, ob ich trotz der schneevermatschten Straße per Rad nach Hause fahren sollte. Natürlich probierte ich es doch, und schon nach 20 km, kurz hinter dem unsäglich häßlichen Baumholder (eigentlich eine einzige US-Kaserne mit entsprechenden Autos und Autohäusern, sonst nicht viel), wurde die Straße - die man nicht verlassen darf, da hier alles Militärgelände ist - praktisch trocken. Auch der Rückenwind ließ mich nicht im Stich, und sobald ich bei Niederalben im Glantal gelandet war, fuhr ich wie im Schlaf, da ich diese Strecke schon zigmal bei meinen Langstrecken-Touren in die Pfalz gefahren war. Lauterecken, Obermoschel, Wöllstein, Wörrstadt - das war's! Erst ganz am Schluss wurde es nochmal richtig nass, dafür konnte ich einen 29,2er Schnitt verbuchen.

Alles in allem: 510km, 5600 Höhenmeter, gutes Training, (meist) gutes Essen, interessante Gastgeber und viel Spaß.

Zur Nachahmung empfohlen! Und ich werde sicher auch bei sommerlicheren Temperaturen nochmal gen Luxemburg fahren - dann vielleicht in 2 Tagen statt 4?


Cosmas Lang